Logo Anti-Atom-Gruppe Freiburg, Titel der Homepage, Version 600x119
Leerblock weiß

Mittwoch, 10. Januar 2024

Japan: Nach schwerem Erdbeben an Neujahr
Schäden an AKW verheimlicht

AKW Shika - Foto: Hirorinmasa - Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Nicht-Kommerziell 3.0
In Japan erschütterte ein schweres Erdbeben mit Tsunami am Neujahrstag die westjapanische Küstenprovinz Ishikawa. Die Tsunamiwellen erreichten beim Auftreffen auf die Küste eine Höhe von bis zu drei Meter. Beim schwersten Erdbeben seit der Katastrophe am 11. März 2011 wurden sechs Menschen in Wajima lebendig begraben und über 200 Menschen kamen ums Leben. Schäden am AKW Shika wurden zunächst verheimlicht, nun aber doch publik.

Die japanische Atomaufsicht läßt die Schäden am AKW Shika nun überprüfen und forderte vom Betreiber-Konzern Hokuriku Electric eine genaue Untersuchung. Offenbar erreichte die Horizontal­beschleunigung des Erdbebens die Größenordnung der Erdbeschleunigung - rund 9,8 m/s². Beim Beben am 11. März 2011 wurde eine Beschleunigungen von rund 2,45 m/s² erreicht - also nur rund einem Viertel der Erdbeschleunigung. Zum Vergleich: Beim Beben von Christchurch Ende Februar 2011 wurde eine Horizontal­beschleunigung von 220 Prozent der Erdbeschleunigung gemessen: 21,56 m/s².

Auf jeden Fall steht mittlerweile fest, daß das Erdbeben am Neujahrstag 2024 mit der Stärke 7 auf der nationalen Skala Teile des AKW Shika so stark belastete, daß die Auslegung überschritten wurde. Teile der Küste in der Nähe des AKW wurden um rund 200 Meter verschoben. Das Atomkraftwerk mit zwei Reaktoren befindet sich nur 70 Kilometer Luftlinie entfernt vom Epizentrum des Bebens. Beide Reaktoren sind seit dem vierfachen Super-GAU vom März 2011 außer Betrieb.

Die Beschädigungen belegen erneut, daß Atomkraftwerke in Japan nicht sicher sind. Nun können auch die Risiken bei einer Wiederinbetriebnahme des weltgrößten Atomkraftwerks Kashiwazaki-Kariwa mit sieben Reaktoren nicht mehr so einfach vom Tisch gewischt werden. Es ist nur rund 250 Kilometer vom AKW Shika entfernt. Auch das AKW Kashiwazaki-Kariwa ist seit März 2011 außer Betrieb. Es wurde zu einem Symbol für das Versagen der Betreiberfirma TEPCO. Die Wiederinbetriebnahme war bereits zum Sommer 2023 geplant. Japans Ministerpräsident Fumio Kishida setzt alle Hebel in Bewegung, um möglichst viele Atomkraftwerke zurück ans Netz zu bringen.

Der Chef der japanischen Atomaufsicht, Shinsuke Yamanaka, beharrt jedoch darauf, daß zunächst die Erkenntnisse aus dem aktuellen Beben ausgewertet werden müßten. Die dazu erforderlichen seismischen Untersuchungen könnten Jahre dauern, sagte Yamanaka. Damit wäre eine baldige Wiederinbetriebnahme des AKW Shika ausgeschlossen.